Anatolien: Echt türkisch kochen – Mit 140 Rezepten

Türkische Kochbücher gibt es viele. Meist spulen sie mehr oder weniger authentisch die beliebten Klassiker der türkischen Küche herunter, begleitet von ein paar netten Urlaubsgeschichten. Dieses wundervolle Buch hat einen anderen Ansatz. Es blickt zurück auf die Jahrtausende alte Entwicklungsgeschichte der anatolischen Küche, angefangen bei den Selduschuken, über die prachtvolle Palastküche des osmanischen Reichs bis hin zur modernen Türkei, die die alten Rezepte und Traditionen bewahrt und sanft erneuert.

Dazu sind die beiden Autoren ins Herz der anatolischen Küche gereist: Nach Gaziantep. Kaum eine andere Stadt der Türkei hat derart viele unverwechselbare Speisen hervorgebracht, wie diese. Kehrt man von einer Reise dorthin zurück, hört man von Türken als erstes immer eines: Du warst Gaziantep? Da hast du gut gegessen! Das stimmt – und dieses leckere Essen findet sich in diesem Buch wieder, begleitet von zahlreichen Geschichten, die sich um viele der Gerichte ranken. Woher zum Beispiel stammt der Name “Ali Nazik” – “Sanfter Ali” für ein Gericht aus gegrilltem Lammfleisch auf rauchigem Auberginenpüree? Und was hat es mit der traurigen Braut Ezo auf sich, die einer beliebten Suppe ihren Namen gab? Somer Sivrioglu und David Dale haben das mit viel Liebe zum Detail recherchiert und in ein Kochbuch verwandelt, das immer wieder Lust macht, darin zu stöbern und sich von der vielfältigen Küche Anatoliens inspirieren zu lassen.

Die Zutaten und die Zubereitungen sind dabei so authentisch wie einfach. Die Zutaten bekommt man inzwischen in gut sortierten Supermärkten und beim türkischen Gemüsehändler um die Ecke. Die Schritt-für-Schritt Anleitungen durch die Rezepte sind gut aufgebaut und führen einen sicher durch den Herstellungsprozess. Ich unterrichte selbst zusammen mit einem Freund aus Gaziantep Kochkurse für anatolische Küche in Berlin und habe selten ein so fundiertes und gut recherchiertes Kochbuch mit den Originalrezepten gefunden, wie dieses. Eine absolute Empfehlung!

Einziger Schwachpunkt sind für ich die häufig verwendeten deutschen Fantasieübersetzungen der Gerichtnamen. Durch den Aufbau des Buchs, das sich nicht an Vorspeise, Suppe, Hauptspeise und Nachtisch orientiert, sondern sich in Frühstück, Mittagessen, Nachmittagstee und Abendessen aufteilt, sind viele Gerichte ohnehin nicht leicht zu finden, wenn man gezielt danach sucht. Da helfen die Fantasieübersetzungen erst recht nicht. Hier hätte ich mir mehr Mut zu den Originalnamen gewünscht. Schließlich wüssten wir heute auch nicht, was Spaghetti Bolognese sind (die es so in Italien nicht einmal gibt), wenn man sie für uns immer nur als “Lange Nudeln mit Fleischsoße” auf die Speisekarten geschrieben hätte. Oder “Überbackener Brotfladen” statt “Pizza”. Zeit, dass wir lernen, was “Mantı’ sind und welches leckere Gericht sich hinter “Karnıyarık” verbirgt.

Es gibt viel Tolles in der anatolischen Küche zu entdecken, fernab von Döner-Kebap im Brot! Mit diesem Buch im Gepäck kann man sich getrost auf die kulinarische Reise machen – es führt einen sicher und gut recherchiert zum Ziel: Leckere, selbst gekochte anatolische Gerichte.

Ich liebs!

Schöne Fotos und tolle Rezepte, gut nachzukochen.

 İnteresanter Kochbuch mit schönen Bildern und zu jedem Gericht eine Erläuterung .

Wer hier Standard Rezepte aus der türkischen Küche für den europäischen Gaumen erwartet, sollte dieses Buch nicht kaufen. In diesem Kochbuch geht es um traditionelle anatolische und auch osmanische Gerichte. Die Rezepte sind verständlich erklärt und es macht Spaß diese nachzukochen.