KochDichTürkisch ~ KEBAP lar

Gefällt mir sehr gut muss es noch testen leckere Rezepte

Wo fangen wir hier am besten an? Zuerst einmal hat das Buch eine bemerkenswerte Qualität. Es fühlt sich sehr hochwertig an und die Bilder, wie auch das Layout, sind schlicht fantastisch. Ich kann gar nicht so viel essen wie ich hier nachkochen/nachgrillen/nachbacken möchte. Es ist wirklich für jeden und alles was dabei, egal ob für Herd, Grill oder Backofen, egal ob für den Fleisch-, Nachtisch-, oder Gemüseliebhaber. Der absolute Knaller sind auch die reichlich vorhandenen QR Codes, die einen in der Küche auf dem Smartphone oder Tablet parallel auf die entsprechenden Youtube Videos des KochDichTürkisch Teams leiten, wo man wunderbar, einfach und sympathisch erklärt bekommt, mit welchen Handgriffen man hier die besten Ergebnisse erzielt. Super! Die Rezepte in KEBAPlar sind der Wahnsinn, das ist wirklich mal was Anderes. Wir sind wirklich begeistert.

Nach kurzer Recherche auf der KochDichTürkisch Website sind wir komplett vertieft in all die schönen Artikel, Rezepte, Videos und auch deren Shop, wo es so manches interessante Produkt zu erwerben gibt. Wir probieren als nächstes garantiert mal den ein oder anderen türkischen Wein und auch das hochwertige Olivenöl interessiert uns sehr… das steht jetzt schon fest. Auch gibt es von diesem Team noch andere Kochbücher zu erwerben, welche wir uns bei nächster Gelegenheit sicher auch noch zulegen werden. Darüber hinaus bietet das Team auch Kochkurse an! Ziemlich cooles Projekt.

Geschäftstüchtig und mit dem Attribut der Bauernschläue hält uns Orhan Tançgil nunmehr den dritten Band seiner Reihe „KochDichTürkisch” vor die Nase, an der er uns herumführen will. In Tançgils Selbstverlag Doyç („deutsch” in türkischer Schreibweise) kommt alles aus seiner eigenen Hand: Autorenschaft, Testküche, Lektorat, Korrektorat, Foodstyling, Illustration, grafische Gestaltung und Layout – Jack of all trades, but master of none?

Tatsächlich ausgebildet ist Tançgil in Desktop Publishing (Adobe InDesign), einer eher technisch ausgerichteten Disziplin, die längst noch keine Grafikdesign-Ausbildung ersetzt. So erklärt sich das überfrachtete Layout, das vielfach eine Auflockerung dringend verdient hätte. Tançgil indes scheint oft nahezu jeden Quadratzentimeter des wertvollen Papiers ausnutzen zu wollen. Selbst am Zeilendurchschuss wird mancherorts gegeizt oder für Register und Glossar eine besonders winzige Schriftgröße gewählt, um möglichst viel Text heineinzuquetschen – ohne Rücksicht auf das gestresste Auge des Lesers.

Dass Tançgils Kenntnisse deutscher Rechtschreibung, Interpunktion, Grammatik und der Duden-Regeln für Textverarbeitung – dem Namen seines Verlags zum Trotz – kaum professionellem Niveau entsprechen, stellt den Leser weiter auf eine harte Probe. Und spätestens angesichts fehlender Eloquenz und sprachlicher Logik hätte die Aufgabe des Lektorats dringend in kompetente Hände gehört! Dann wäre auch ein alphabetisches Rezeptverzeichnis tatsächlich alphabetisch sortiert – und es fände sich beispielsweise „Süßer Lammeintopf” nicht unter „S”, sondern unter „L” als „Lammeintopf, süßer”.

War der erste Band „SOFRAlar” (2013, 

„SOFRAlar”

) noch mit solidem Hardcover und einem Lesebändchen ausgestattet, reagierte Tançgil auf Kritik am Buchpreis schon beim zweiten Band „MEZEler” (2014, 

„MEZEler”

) mit einem kostensparenden Softcover und verzichtete auf das Lesebändchen. Auch dieser dritte Band spart Kosten durch ein Softcover, bietet aber wenigstens wieder ein Lesebändchen.

Verlegerische Inkompetenz offenbaren auch die Impressen aller drei Bände, die entgegen dem Landespressegesetz Nordrhein-Westfalens den Sitz der Druckereien hartnäckig verschweigen. Diese lässlichen Ordnungswidrigkeiten allerdings sind längst verjährt.

So drängt sich der Eindruck auf, dass alle Aufgaben – ohne Rücksicht auf fachliche Ressourcen – in einer Hand bleiben sollten, um den Gewinn rücksichtslos zu maximieren. Dazu passt, dass auch der Online-Shop Tançgils vielerorts Erwähnung findet …

Fazit: Wenn Bauernschläue Qualität aussticht, keimt bei allen drei Bänden der Reihe ein äußerst ungutes Gefühl auf. Dass ausgerechnet „KEBAPlar” den Gourmand Award 2018 in der Kategorie Fleisch (Deutschland) einheimste, lässt wohl eher auf eine dürftige Konkurrenz schließen. Allein der brauchbaren Rezepte wegen werde ich trotz eines schwachen Preis-Leistungs-Verhältnisses auf eine Rücksendung verzichten. Dass es unter der Ägide eines ordentlichen Verlags (Brandstätter) deutlich besser geht, beweist der leider vergriffene Titel „Türkei vegetarisch” derselben Autoren (

„Türkei vegetarisch”

).

Ich kann diese Bücher nur empfehlen. Ist sehr sehr gut beschrieben. Es kann gut und einfach nachgekochent werden. TOP